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EU-Strommarkt-Reform: Stabilität, Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit
Ende Mai 2024 hat die Europäische Union eine Reform des Strommarkts beschlossen, die das Ziel hat, den Markt „stabiler, nachhaltiger und erschwinglicher“ zu gestalten. Ein zentrales Element dieser Reform ist das Recht der Verbraucher auf dynamische Stromtarife – ein Konzept, das trotz seiner Vorteile noch wenig verbreitet ist. Dynamische Tarife bieten ein enormes Sparpotenzial und könnten für viele Haushalte die Zukunft der Stromabrechnung darstellen.
Das Prinzip der dynamischen Stromtarife
Traditionelle Stromverträge sehen meist einen festen Preis pro verbrauchter Kilowattstunde vor, der einmal beim Vertragsabschluss festgelegt und jährlich angepasst wird. Dieser Preis basiert auf einer Schätzung des durchschnittlichen Strompreises für das kommende Jahr, zu dem der Anbieter seine Kosten und eine Gewinnmarge hinzufügt.
Hinter den Kulissen kauft der Stromanbieter den benötigten Strom an der Strombörse ein. Die Preise an der Börse schwanken je nach Angebot und Nachfrage, die in 15-Minuten-Intervallen für den nächsten Tag prognostiziert werden. Wenn der Anbieter clever einkauft, kann er Strom zu günstigeren Preisen erwerben und seinen Gewinn maximieren.
Bei einem dynamischen Tarif hingegen werden die Preisschwankungen der Strombörse direkt an die Endverbraucher weitergegeben. Der Anbieter berechnet eine Grundgebühr zur Deckung seiner laufenden Kosten und Gewinne. Der variable Teil des Tarifs hängt dann von den aktuellen Strompreisen an der Börse ab, die in Echtzeit erfasst und in der monatlichen Abrechnung 1:1 an den Verbraucher weitergegeben werden.
Sparen und sogar verdienen durch dynamische Tarife
Der Börsenpreis für Strom unterliegt im Laufe eines Tages erheblichen Schwankungen. Morgens und abends, wenn der Stromverbrauch hoch ist, steigen auch die Preise. Wer in diesen Zeiten Strom verbraucht, zahlt bei einem dynamischen Tarif mehr. Umgekehrt bieten sich in den Mittagsstunden oder an Wochenenden oft erhebliche Einsparungen, da der Strompreis dann tendenziell niedriger ist.
Ein Smart Meter, ein intelligenter Stromzähler, ist Voraussetzung für dynamische Tarife. Er misst den Stromverbrauch in Echtzeit und ermöglicht es den Verbrauchern, ihren Stromverbrauch optimal zu steuern. Mithilfe einer App können Verbraucher die aktuellen Strompreise einsehen und ihre Tätigkeiten wie Wäschewaschen, Kochen oder das Laden des E-Autos entsprechend planen.
Ein besonderer Vorteil ergibt sich, wenn der Strompreis an der Börse negativ wird – eine Situation, in der die Erzeugung von Strom das Angebot übersteigt. In diesen Fällen werden Verbraucher sogar dafür bezahlt, Strom zu verbrauchen, anstatt dafür zu zahlen. Solche Phasen treten häufiger auf: Allein im April 2024 war der Strompreis für 50 Stunden negativ.
Dynamische Tarife als Antwort auf steigende Strompreise
Die Strompreise für fixe Tarife sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft lag der durchschnittliche Strompreis fixer Tarife 2014 bei 28,7 Cent pro Kilowattstunde und stieg bis 2023 auf 45,73 Cent pro Kilowattstunde an. Im Jahr 2024 liegt der Börsenstrompreis hingegen oft deutlich unter den Werten von 2022 und 2023, was zeigt, dass Verbraucher bei klassischen Tarifen häufig mehr zahlen, als eigentlich nötig wäre.
Viele Verbraucher haben versucht, den steigenden Strompreisen durch regelmäßige Anbieterwechsel zu entgehen, um von vergünstigten Neukundenpreisen zu profitieren. Ein dynamischer Tarif macht diese Wechsel überflüssig. Während die Grundgebühr möglicherweise angepasst wird, bleibt der Kunde unabhängig von den Preismanövern der Stromanbieter. Mit einem begleitenden Energiemanagement-System können Verbraucher die volle Kontrolle über ihre Stromkosten behalten.
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